Persönliche Haltung
Was bedeutet autonom verbunden?
Für eine langfristig erfüllende Liebesbeziehung benötigt es meines Erachtens einen Ausgleich zwischen den beiden Hauptpfeilern von Paarbeziehung AUTONOMIE und BINDUNG. Paarprobleme sind oft das Zeichen eines beziehungstechnischen Ungleichgewichtes zwischen diesen beiden Polen. Dies kann sich in zu hoher Distanzierung und vermeidendem Verhalten einerseits (zu hoher Autonomieanspruch) oder in zu hoher Abhängigkeit und ängstlicher Grundhaltung andererseits (zu hohes Bindungsbedürfnis) im Beziehungsalltag zeigen. Beide Anteile haben ihre Berechtigung und ihre Sinnhaftigkeit in Partnerschaften, d.h. beide benötigen auf der einen Seite Freiraum, Distanz und Abgrenzung, aber auch gleichzeitig Nähe, Intimität und Gemeinsamkeit.
Wenn es gelingt, dass sich in Partnerschaften sowohl das Eigene wie auch das Gemeinsame zeitgleich entwickeln können, so entsteht das Beziehungsgefühl des “sicheren Hafens”, das “WIR-Gefühl”, dass Paaren diesen speziellen Zusammenhalt und die Verbundenheit auch in belastenden, stressreicheren und problembeladenen Lebensherausforderungen gibt.
Persönlich bin ich der festen Überzeugung, dass Liebesbeziehungen in hohem Masse veränderbar und gestaltbar sind, solange wir bereit sind, uns einerseits selbst mit allen unseren Wünschen, Bedürfnissen und Erwartungshaltungen zu öffnen und uns gleichzeitig auch interessieren für die vielleicht gänzlich andere Sichtweise unseres Gegenübers ohne diese zu bewerten. Die Fähigkeit zu diesem Perspektivenwechsel und der damit untrennbar verbundenen empathischen zugewandten Haltung gegenüber dem anderen ist die Grundlage für den Erfolg einer Paartherapie und in der Folge auch einer deutlichen Verbesserung der Beziehungsqualität und -stabilität.